Bild: @faultier381
Die Rivalität zwischen Eintracht Braunschweig und Hannover 96 gehört zu den hitzigsten im deutschen Fußball. Seit Jahrzehnten sorgen die Duelle für emotionale Momente, doch in den vergangenen Jahren schaukelte sich die Lage immer wieder hoch. Die Diskussionen drehen sich längst nicht mehr nur um das Geschehen auf dem Platz – Polizeieinsätze, Einschränkungen für Gästefans und Sicherheitsdebatten stehen mittlerweile genauso im Mittelpunkt wie die Spiele selbst.
Um zu verstehen, wie es zu den aktuellen Maßnahmen rund um das nächste Niedersachsen-Derby am 9. März 2025 gekommen ist, lohnt ein Blick auf die Ereignisse der vergangenen zwei Jahre.
Im Februar 2023 erreichten die Auseinandersetzungen eine neue Eskalationsstufe. In einer nächtlichen Aktion drangen Anhänger von Hannover 96 unerlaubt in das Eintracht-Stadion ein und hinterließen ein 96-Logo im Mittelkreis – aufgetragen mit Öl. Da sich die Schmiererei nicht rechtzeitig entfernen ließ, musste Eintracht Braunschweig das darauffolgende Heimspiel mit dem veränderten Spielfeld austragen. Die Provokation sorgte für Empörung und ließ die ohnehin angespannte Stimmung weiter hochkochen.
Entsprechend brisant war das nächste Niedersachsen-Derby am 19. März 2023. Schon im Vorfeld war klar, dass es ein emotionales Spiel werden würde. Während der Partie kam es zu mehreren Unterbrechungen durch Pyrotechnik, besonders eine inszenierte Aktion im Hannoveraner Block sorgte für Aufsehen: Gelb-blaue Rauchtöpfe wurden per Fernzündung gezündet – eine ungewöhnliche und offensichtlich geplante Provokation.

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Doch auch nach diesem Spiel kehrte keine Ruhe ein. Im Oktober 2023 schlugen Hannover 96-Fans bei einem Auswärtsspiel von Eintracht Braunschweig in Elversberg zurück. Der darauffolgende Showdown am 5. November 2023 in Hannover wurde mit Spannung erwartet – und sorgte erneut für hitzige Szenen. Ein Spruchband mit der Ankündigung „Ihr habt 120 Minuten, um unter den richtigen Sitz zu gucken“ versetzte die Braunschweiger Anhänger in Unruhe. Viele suchten hektisch ihre Plätze ab – letztlich handelte es sich um eine Täuschung. Während des Spiels wurde dennoch reichlich Pyrotechnik gezündet, die Polizei eröffnete insgesamt 251 Verfahren wegen verschiedener Delikte, darunter gefährliche Körperverletzung und Sachbeschädigung.
Diese Vorfälle riefen auch die Politik auf den Plan. Innenministerin Daniela Behrens lud Vertreter beider Vereine zu einem Gespräch ein. Ihr Ziel: künftige Eskalationen verhindern. Besonders die zunehmende Pyrotechnik sowie Sachbeschädigungen standen in der Kritik. Die Behörden kündigten an, härter durchzugreifen und neue Sicherheitsmaßnahmen zu prüfen.
Beim nächsten Derby in Braunschweig im Oktober 2024 folgte dann die erste Konsequenz: Das niedersächsische Innenministerium reduzierte das Gästekontingent von Hannover 96 von 2.100 auf 1.260 Tickets – mit Verweis auf Sicherheitsbedenken. Die Reaktion der Fans ließ nicht lange auf sich warten. Viele Hannoveraner boykottierten das Spiel und organisierten stattdessen eine Demonstration in ihrer Heimatstadt.
Die Debatte über Einschränkungen für Gästefans nahm weiter Fahrt auf. Als nun das nächste Niedersachsen-Derby am 9. März 2025 in Hannover näher rückte, entschied das Innenministerium erneut, das Gästekontingent zu reduzieren. Der Gästeblock wird nur zu 60 Prozent ausgelastet, maximal 2.541 Braunschweiger Anhänger dürfen anreisen. Eintracht Braunschweig zeigte sich enttäuscht über die Entscheidung. Präsidentin Nicole Kumpis kritisierte, dass weder ihr Verein noch Hannover 96 in den Entscheidungsprozess einbezogen wurden. Auf rechtliche Schritte verzichtet Eintracht dennoch – die Erfolgsaussichten gelten als gering.
Doch nicht alle nehmen die Einschränkungen hin. Die Blau-Gelbe Hilfe, die Fanorganisation von Eintracht Braunschweig, reagierte mit einem Protestaufruf. Unter dem Motto „Keine halben Sachen – Volles Gästekontingent – Fankultur unverhandelbar!“ soll am 27. Februar 2025 eine Demonstration in Hannover stattfinden. Ihr Vorwurf: Die Polizei habe zu großen Einfluss auf die Fankultur, und die Maßnahmen bestrafen Fans kollektiv.

Bild: Blau Gelbe Hilfe
Die Entwicklungen der vergangenen Jahre zeigen: Das Niedersachsen-Derby bleibt ein Hochrisikospiel – nicht nur auf dem Platz, sondern auch daneben. Während die Behörden mit immer neuen Einschränkungen reagieren, wächst der Widerstand in den Fanlagern. Die Frage, wie mit der Brisanz dieser Partien umgegangen werden soll, bleibt weiterhin umstritten.