Brann Bergen obsiegt gegen UEFA

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Der norwegische Fußballverein Brann Bergen hat vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS (Court of Arbitration for Sport) einen Präzedenzfall gegen die UEFA gewonnen. Das Urteil vom 1. April 2025 hebt eine im Januar 2024 verhängte Geldstrafe in Höhe von 5.000 Euro auf. Auslöser der Sanktion waren „UEFA Mafia“-Rufe von Brann-Fans während eines Frauen-Champions-League-Spiels gegen den österreichischen Verein SKN St. Pölten. Das CAS erkannte in dem Slogan keine anstößige oder provokative Aussage, sondern eine von der Meinungsfreiheit gedeckte Form satirischer Kritik. Die schriftliche Urteilsbegründung wird in den kommenden Tagen erwartet.

Hintergrund: Fanproteste im Rahmen der UEFA Women’s Champions League

Der Fall geht auf ein Spiel im Januar 2024 zurück. Während des Auftritts der Brann-Frauenmannschaft in der UEFA Women’s Champions League skandierten Teile der Brann-Fans den Slogan „UEFA Mafia“. Die UEFA wertete dies als „anstößige Äußerung von provokativer Natur“ gemäß ihrer Disziplinarregularien und belegte den Verein mit einer Geldstrafe. Brann widersprach zunächst auf sportrechtlicher Ebene beim UEFA-Berufungsausschuss, scheiterte dort aber, und zog schließlich vor das CAS in Lausanne.

Juristische Bewertung: Meinungsfreiheit versus Verbandsregeln

Brann argumentierte, dass die Äußerungen als satirisch einzustufen und damit durch die Meinungsfreiheit gedeckt seien. Der Verein verwies auf die Rolle von Fangesängen als traditionelles Ausdrucksmittel kritischer Haltungen im Fußball. Die UEFA hingegen sah in der Parole einen klaren Verstoß gegen ihre Regularien und pochte auf ihre „Nulltoleranzpolitik“ gegenüber beleidigenden Äußerungen.

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Das CAS folgte letztlich der Argumentation Branns. Laut Stellungnahme des Vereins habe das Gericht „die Rufe als machtkritisch und satirisch eingestuft“ und betont, dass auch Äußerungen gegenüber Sportorganisationen unter die Meinungsfreiheit fallen. Die Richter in Lausanne hoben daher die Geldstrafe auf – ein Schritt, der insbesondere unter Fanorganisationen europaweit Aufmerksamkeit erregt.

Signalwirkung für Fans und Vereine

Die Entscheidung des CAS könnte weitreichende Auswirkungen auf den Umgang mit Fanprotesten in europäischen Wettbewerben haben. Die internationale Fanorganisation Football Supporters Europe (FSE) sprach von einem „positiven und wegweisenden Urteil für die Meinungsfreiheit auf den Tribünen“. Auch Brann-Präsident Aslak Sverdrup äußerte sich positiv und nannte das Urteil „eine wichtige und richtige Entscheidung in einer Zeit, in der demokratische Grundwerte unter Druck stehen“.

Die UEFA hingegen erkennt das Urteil formal an, hält jedoch an ihrer Linie fest. In einem Statement betonte der Verband, dass das CAS keine grundsätzliche Rechtfertigung für alle anstößigen Äußerungen durch Meinungsfreiheit festgestellt habe. Die UEFA plane, ihre Regularien weiterhin strikt auszulegen.

Brisanz für künftige Disziplinarverfahren

Mit dem Urteil könnte ein neuer Maßstab für die Bewertung von Fanprotesten auf UEFA-Ebene gesetzt worden sein. Auch wenn die Entscheidung nicht automatisch bindend für künftige Verfahren ist, dürfte sie als Referenzfall für ähnliche Auseinandersetzungen dienen. Es ist denkbar, dass weitere Vereine und Fanlager auf Basis dieser Entscheidung Einspruch gegen vergleichbare Strafen einlegen.

Gleichzeitig ist offen, wie stark das Urteil in der UEFA-Rechtsprechung verankert wird. Denn trotz der CAS-Entscheidung bleibt die UEFA bei ihrer restriktiven Auslegung von „unangemessenem Verhalten“. Die Kluft zwischen institutionalisierten Regeln und Fankultur dürfte damit bestehen bleiben – möglicherweise verschärft durch künftige Präzedenzfälle.

Fazit

Das CAS-Urteil im Fall Brann Bergen dürfte ein bedeutender Referenzpunkt für künftige Debatten um Meinungsfreiheit und Fanproteste im europäischen Fußball sein. In Zeiten zunehmender Spannungen zwischen Institutionen wie der UEFA und Teilen der Fanszenen könnte das Urteil als Katalysator für einen differenzierteren Umgang mit Kritik im Stadion dienen. Ob die UEFA daraus Konsequenzen zieht oder auf Konfrontationskurs bleibt, wird sich in den nächsten Fällen zeigen.