Hausdurchsuchungen bei der Fan- und Förderabteilung von Rot-Weiss Essen

Bild: Ultima Raka

Am 11. März 2025 führten die Bundespolizei und die Staatsanwaltschaft Neuruppin Hausdurchsuchungen bei der Fan- und Förderabteilung (FFA) von Rot-Weiss Essen durch. Betroffen waren die private Adresse des ersten Vorsitzenden Manfred Villwock sowie die offizielle Vereinsadresse an der Hafenstraße 97a in Essen. Die Maßnahmen stehen im Zusammenhang mit einem Angriff auf einen Sonderzug mit etwa 700 RWE-Fans am 26. Oktober 2024, der auf dem Weg zum Auswärtsspiel gegen Hansa Rostock nahe Gransee in Brandenburg stattfand.

Der Sonderzug wurde damals von etwa 200 maskierten Personen mit Steinen und Pyrotechnik angegriffen, wobei Fenster beschädigt und leichte Verletzungen unter den Fahrgästen verursacht wurden. Das Spiel wurde verschoben und endete später mit einem 4:0-Sieg für Hansa Rostock. Die FFA hatte den Zug organisiert, um Fans die Reise nach Rostock zu ermöglichen, doch die Ermittlungen der Behörden führten im März 2025 zu Durchsuchungen bei 31 Verdächtigen in mehreren Bundesländern, bei denen Waffen wie Kugelbomben und eine Handgranate beschlagnahmt wurden.

Am 16. März 2025 veröffentlichte die FFA eine Stellungnahme, in der Manfred Villwock seine Bestürzung äußerte: „Ehrenamtliche Fanarbeit wird durch diese Aktion gleichgesetzt mit Gewalttätern und kriminalisiert.“ Die FFA kritisiert, dass auch nicht existierende Räumlichkeiten im Stadion Essen durchsucht wurden, obwohl dies bei Rückfrage beim Verein hätte geklärt werden können, und Sprecher Jost Peter ergänzt: „Wir fordern eine öffentliche Klärung, dass die FFA nicht zu den Beschuldigten zählt.“

Die FFA betont, im Januar mit den Behörden kooperiert und trotz datenschutzrechtlicher Bedenken Namen von Beteiligten weitergegeben zu haben, während auch das Fanprojekt der AWO, das ebenfalls durchsucht wurde, keine Rolle bei der Organisation des Zuges spielte. Die FFA sieht sich als Geschädigte des Vorfalls und verweist darauf, dass ihre ehrenamtliche Arbeit durch die Maßnahmen missachtet werde, was Fragen zur Unterscheidung zwischen Fanarbeit und gewaltbereiten Gruppen aufwirft.

Sie betont, den Sonderzug für alle RWE-Fans organisiert zu haben, und stuft sich als Teil der Lösung, nicht des Problems ein, während sie eine Erklärung fordert, warum ihre Mithilfe mit Hausdurchsuchungen beantwortet wurde. Zudem wird ein Verdacht der Behörden erwähnt, der Angriff könne abgesprochen gewesen sein – ein Punkt, den die FFA zurückweist.

Die Ermittlungen der Bundespolizei sind noch nicht abgeschlossen, der Verein Rot-Weiss Essen hat sich bisher nicht öffentlich dazu geäußert, und die FFA erwartet eine klare Positionierung der Behörden sowie eine Abgrenzung ihrer Rolle von den Verdächtigen.

Nachfolgend dokumentieren wir die Stellungnahme der FFA von Rot-Weiss Essen:

Fußballfans sind keine Verbrecher. Die Fan- und Förderabteilung von Rot-Weiss Essen wehrt sich gegen die Hausdurchsuchungen der Bundespolizei

Im Zusammenhang mit den Hausdurchsuchungen der Bundespolizei und der Staatsanwaltschaft Neuruppin wurden auch bei der FFA Hausdurchsuchungen durchgeführt. Getroffen hat es unseren ersten Vorsitzenden und unsere – nicht existenten – Räumlichkeiten unter unserer offiziellen Adresse an der Hafenstraße 97a.

Manfred Villwock, 1. Vorsitzender der Fan- und Förderabteilung: “Wir sind schockiert und fassungslos. Ehrenamtliche Fanarbeit wird durch diese Aktion gleichgesetzt mit Gewalttätern und ohne Sinn und Verstand kriminalisiert.”

“Bis in den Januar hinein gab es ja Kontakt zwischen FFA und Ermittlungsbehörden. Im Zuge dieses Austausches hatte die FFA, trotz starker datenschutzrechtlicher Bedenken, die ihr bekannten Namen an die Ermittlungsbehörden weitergeleitet. Uns ist unerklärlich, wie wir jetzt als Kriminelle behandelt werden.”

Jost Peter, Sprecher der Fan- und Förderabteilung: “Die Fan- und Förderabteilung von Rot-Weiss Essen verwehrt sich dagegen als engagierte Vereinsmitglieder kriminalisiert zu werden und mit Gewalttätern gleich gesetzt zu werden.”

“Die Hausdurchsuchungen zeigen uns an mehreren Stellen, dass dort Behörden agieren, die nichts, aber auch gar nichts über Fanarbeit im Fußball wissen und die daran auch kein großes Interesse zu haben scheinen.

Dass die FFA keine Räumlichkeiten im Stadion Essen besitzt, hätte eine einfache Nachfrage beim Verein oder gegebenenfalls bei den SKBs (Szenekundigen Beamten der Polizei) einfach zu Tage gefördert.”

Das ebenfalls von einer Durchsuchungsanordnung betroffene Fanprojekt der AWO hatte rein gar nichts mit der Organisation des Sonderzugs nach Rostock zu tun. Auch das wäre leicht zu eruieren gewesen.

Augenscheinlich ist die Bundespolizei wohl leider nicht in der Lage, soziale oder ehrenamtliche Fanarbeit von Fans im Allgemeinen und im speziellen Fall von Gewalttätern zu unterscheiden. Das wirft leider auch ein bezeichnendes Licht auf die Qualität der Ermittlungen.

Jost Peter dazu weiter: “Wir fordern von den Ermittlungsbehörden, öffentlich klarzustellen, dass die FFA nicht zu den Beschuldigten zählt. Wir fordern ebenso eine Erklärung, wie unsere Mithilfe zur Aufklärung von Straftaten mit Hausdurchsuchungen beantwortet werden kann.”

Die Fan- und Förderabteilung von Rot-Weiss Essen ist eindeutig auf der Seite der Geschädigten. Erst recht dann, wenn sich der Verdacht der Behörden, der Angriff auf unseren Sonderzug sei abgesprochen und bewusst herbeigeführt, bestätigen sollte.

Unsere mühevolle und ehrenamtliche Arbeit, einen Sonderzug für alle RWE-Fans auf die Beine zu stellen, wird so nicht nur durch die Hausdurchsuchungen missachtet, sondern auch durch die “Helden” im Zug, die offensichtlich ihr eigenen Interessen über Verein und Fans stellen.

Ehrenamtliche Fanarbeit ist nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung.

Fan- und Förderabteilung Rot-Weiss Essen e.V.  am 16.März 2025